Hut ab vor allen Beteiligten, die sich an das komplexe Projekt «Überarbeitung Raumkonzept Schweiz» gewagt haben. Es gibt wohl kaum Unterfangen, in welchen derart viele unterschiedliche Interessen abgeholt und abgewogen werden wollen. Und das über alle Staatsebenen hinweg. Natürlich geht das nicht ohne Kompromisse. Doch hier liegt auch das Kernproblem: Der Boden ist Ressource und Lebensgrundlage, die keine Kompromisse mehr verträgt. Wenn wir das Ziel eines Netto-Null Bodenverbrauchs ab 2050 gemäss der nationalen Bodenstrategie des Bundes wirklich ernst nehmen, dann müssen wir in der Raumplanung von heute die Weichen stellen: Das Raumkonzept Schweiz ist das einzige Planungsinstrument, welches von allen drei Staatsebenen gemeinsam ausgehandelt wird – das heisst: die Zielkonflikte müssen hier und jetzt auf den Tisch. 

Wie wird aus dem ‚aber‘ ein ‚und‘?

Der neue Entwurf beginnt verheissungsvoll: «Der Platz in der Schweiz ist beschränkt, und der Boden ist ein kostbares Gut. Wir müssen sorgsam damit umgehen», um dann gleich umzuschwenken zu: «Die Schweiz braucht aber auch eine starke Wirtschaft, gute Verkehrsnetze, eine sichere Energieversorgung. Sie soll ein Ort sein, an dem wir uns entfalten, uns zuhause fühlen und gut leben können.» Die grosse Frage lautet: Wie wird aus dem ‚aber‘ ein ‚und‘? Wie sieht die Strategie aus, um allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Schweiz heute und in Zukunft eine wirtschaftliche Perspektive sowie bezahlbaren und lebenswerten Wohn- und Lebensraum zu bieten – ‚und’ unsere Lebensgrundlage dauerhaft zu erhalten? Folgen wir dem aktuellen Trend, wird sich die Frage, wie man diese Themen in einem endlichen Raum unterbringt zwangsläufig stellen, dann nämlich, wenn das letzte Stückchen intakter Boden verbaut wurde. Stellen wir uns die Frage darum lieber heute als morgen und zwar aufrichtig. Das Raumkonzept enthält eine Vielzahl guter Absichtserklärungen – es muss jedoch noch deutlich priorisiert und räumlich konkretisiert werden, so dass diese tatsächlich auch umgesetzt werden und ein Netto-Null Bodenverbrauch ab 2050 möglich wird. 

Raumkonzept Schweiz

Im Jahr 2012 erschien zum ersten Mal das «Raumkonzept Schweiz». Bund, Kantone, Städte und Gemeinden verständigten sich darin auf ein gemeinsames Leitbild, das die generelle Richtung für die Raumentwicklung in der Schweiz weist. Dies ermöglichte das Denken und Planen in Handlungsräumen und eine Zusammenarbeit über staatliche Ebenen und über Grenzen hinweg. Heute stellen sich neue Herausforderungen, die zu den bestehenden Aufgaben hinzukommen. Mit der Aktualisierung des Raumkonzepts erneuert die Trägerschaft ihr gemeinsames Engagement für eine nachhaltige und qualitätsvolle Raumentwicklung.