Die Herausforderung

Die Schweizer Böden sind bedroht. Nicht nur wegen der fortschreitenden Versiegelung, sondern auch in ihrer Qualität. Vielen ist nicht bewusst, dass wir mit unseren Böden auch unsere Lebensgrundlage zerstören. Denn nur qualitativ wertvolle Böden können für uns lebenswichtige Funktionen erfüllen: Nährstoffe für unser Essen produzieren, Wasser säubern, uns vor Naturgefahren schützen, CO₂ speichern und eine gesunde Basis für die Biodiversität an Land bilden. 

Fakten, die nachdenklich machen:

17.6 km²

Boden gehen in der Schweiz jedes Jahr verloren, das sind ca. 7 Fussballfeldern pro Tag.

2/3

aller Organismen leben im Boden; in einer Handvoll Boden leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde.

Die Raumplanung hat einen grossen Einfluss darauf, wie wir mit unseren Böden umgehen. Bisher gibt es aber nur ein Instrument, das Raumplanern hilft, die Qualität der Böden bei ihrer Arbeit zu berücksichtigen: der Sachplan Fruchtfolgeflächen. Er schützt die besten Ackerflächen vor Versiegelung. Gleichzeitig hat sich die Schweiz mit der Bodenstrategie vorgenommen, zu ihren Böden noch besser Sorge zu tragen. Hier setzt unser Projekt an. 

Unsere Lösung

Wir wollen der Schweizer Raumplanung dabei helfen, besser mit den vielfältigen Funktionen der Böden zu planen. Deswegen haben wir ein Instrument identifiziert, das Raumplaner:innen hilft, Böden in ihrer Arbeit zu berücksichtigen: den Bodenqualitätsindex (BodenQI). Der BodenQI ist eine Karte, welche die Bodenqualität für verschiedene Bodenfunktionen abbildet. Mit seiner Hilfe können Entscheidungsträger:innen frühzeitig erkennen, welche Auswirkungen eine Planung für die Bodengesundheit eines bestimmten Perimeters hat. 

In unserer Durabilitas Note von 2016 haben wir den BodenQI als ein vielversprechendes Instrument identifiziert. Das Nationale Forschungsprojekt 68 hat uns 2018 darin bestätigt und den BodenQI als Lösung für eine nachhaltige Nutzung des Bodens in der Schweiz empfohlen. Im Ausland wird er bereits erfolgreich angewendet (Infoserie Bodenqualitätsindex). 

Der Bodenqualitätsindex (BodenQI) 

Der BodenQI stellt die Fähigkeit von Böden dar, Funktionen wie Regulierung des Wasserhaushalts oder Produktion von Nahrungsmitteln zu erbringen. Diese Bewertung wird üblicherweise auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 5 (sehr gut) auf einer Karte für ein zuvor definiertes Gebiet dargestellt. Mit Hilfe solcher Karten kann das Potential der Böden bei Raumplanungsgeschäften mitberücksichtigt werden. Entscheidungstragende können so frühzeitig erkennen, welche Auswirkungen ein Bauvorhaben auf die Böden hat und wertvollere Böden schonen. 

Unser Vorgehen

Ziel des Projektes war es, die Anwendung des BodenQI in der Schweiz zu testen und Entscheidungsträger:innen ein konkretes Werkzeug zum Schutz der Schweizer Böden an die Hand zu geben. Im Rahmen der Pilotprojekte waren wir sowohl Auslöser als auch Begleiter. Wir haben lokale Akteure motiviert, die Bodenqualität in ihrer Planung zu berücksichtigen und begleiteten sie bei der Entwicklung des Instrumentes, das jeweils an spezifische und lokale Bedürfnisse angepasst werden musste. Ein partizipativer Ansatz ermöglichte es, alle nötigen Interessen zu berücksichtigen. Die Koordination übernahm dabei ein lokaler Schlüsselakteur, so dass eine kontext- und standortangepasste Lösung sichergestellt war. Ein besonderes Augenmerk legten wir auf die Zusammenstellung der beteiligten Akteure. 

Für methodologische und technische Aspekte wurden das Kompetenzzentrum Boden und Fachhochschulen einbezogen. Wir unterstützen dabei, das theoretische Wissen für die Praxis zugänglich zu machen. Zudem begleiteten wir die öffentliche Verwaltung bei der Anwendung der Werkzeuge in Testfällen. 

Ergebnis: Analyse

Lösungsansätze analysieren und das vielversprechendste Instrument identifizieren

Durabilitas-Note 2016

Ergebnis: Dialog

Öffentliche Verwaltung, Wissenschaft, Raumplaner und Wissenschaft vernetzen

Tagung zum BodenQI

Ergebnis: Pilotprojekte

3 Pilotprojekte initiieren und begleiten

Pilotprojekte

Ergebnis: Wissen vermitteln

Fachwissen aufarbeiten und Erfolgsbeispiele verbreiten

Projektwebseite bodenqualität.ch

Ergebnis: Advocacy

Empfehlungen ableiten und ausarbeiten

Innerhalb der Pilotprojekte entwickelten wir zusammen mit unseren Partnern technische Hilfsmittel und praktische Leitfäden für die Raumplanung. In der Région Morges stehen nun konkrete Tools zu Integration des BodenQI in die Planung zur Verfügung. Die entwickelten Tools sind frei zugänglich. Wir freuen uns, wenn andere Regionen, Gemeinden oder Kantonen, sie auf ihren Kontext anpassen. 

In Chamblioux-Bertigny ermutigten wir die Planer dazu, die Bodenqualität bei der Entstehung eines neuen Siedlungsgebiets zu berücksichtigen. In diesem Zusammenhang haben wir die Entwicklung eines Leitfadens für nachhaltiges Bodenmanagement begleitet. Die darin enthaltenen Anregungen sind anschliessend bereits in verschiedene Etappen der Planung eingeflossen. Ausserdem haben die Kantone Waadt und Fribourg das Testen des BodenQI in ihren neuen Bodenstrategie empfohlen.  

Unsere Wirkung

Eine konkrete Wirkung unserer Aktivitäten war die Anforderung, das neue kantonale Gesundheitszentrum in Chamblioux-Bertigny so zu platzieren, dass die vorhandenen gesunden Böden möglichst wenig beeinträchtigt werden. Damit konnte ein Paradebeispiel geschaffen werden. Es beweist, dass es möglich ist, gesunde Böden besser zu erhalten, wenn der Raumplanung entsprechende Entscheidungsgrundlagen zur Verfügung stehen.  

Die Fortschritte des Projektes dokumentierten wir auf einer eigenen Webseite und sorgten für Veröffentlichen auf Partnerplattformen und in Fachmedien. Um einen Austausch über den Rahmen der Pilotprojekte hinaus zu ermöglichen, luden wir 2023 zu einer schweizweiten Tagung, die nicht nur interdisziplinär organisiert war, sondern auch die Akteure aus der Deutschschweiz und der Romandie zusammenbrachte. Im Anschluss konnten wir eine nationale Begleitgruppe auf die Beine stellen, die uns dabei half, aus den Erfahrungen der Pilotprojekte Empfehlungen für Politik und öffentliche Verwaltung auf nationaler, kantonaler und Gemeinde-Ebene zu formulieren. So ermöglichen wir es, den Ansatz des Bodenqualitätsindexes zu institutionalisieren. 

Ausblick 

Wir freuen uns, dass sich durch unser Engagement mehr Gemeinden und Regionen für den BodenQI interessieren. Ein Nachfolgeprojekt ist in Planung. Die drei Pilotregionen sammeln weiterhin Anwendungserfahrungen mit dem BodenQI. Ende 2024 lancierte der Kanton Waadt ein neues Pilotprojekt, in welchem der BodenQI in landwirtschaftlichen Gebieten getestet wird. 

Das sagen unsere Partner

«Dank Durabilitas konnten wir Kontakte zu zahlreichen Akteuren auf nationaler Ebene knüpfen, die sich mit den gleichen Überlegungen beschäftigen.»

Guillaume Raymondon, Région Morges

«Durabilitas steht für einen konstruktiven Austausch und für innovative, enkeltaugliche Lösungen – eine wertvolle Partnerschaft für eine nachhaltige Raumplanung.»

Samuel Kissling, EspaceSuisse

«Mit fundiertem Know-how und praxisnaher Expertise hat Durabilitas beim Test des BodenQI in der Schweiz eindrucksvoll überzeugt.»

Ricarda Miller, Ingenieurbüro Schnittstelle Boden GmbH

«Das Kompetenzzentrum Boden erstellt in Pilotprojekten Karten zu Bodenfunktionen, anhand derer Durabilitas einen interdisziplinären Dialog zwischen verschiedenen Akteur:innen eröffnet.»

Armin Keller, Leiter Kompetenzzentrum Boden (KOBO)

Zahlen & Fakten zum Projekt

Finanzierungspartner
BAFU, Stiftung Volkart, ARE, Stiftung Valery 
Aktivitäten
Analyse, Wissenstransfer, Dialog, Pilotprojekte, Advocacy 
Zeitraum
2021 – 2025 
Umsetzungspartner
Région Morges, Kanton Fribourg, Waadt und Bern, Justizvollzugsanstalt Witzwil, Kompetenzzentrum Boden, Fachhochschulen: HEIA-FR, HEIG-VD, HEPIA. 
Pilotprojekte
Région Morges, Chamblioux-Bertigny, Witzwil 
 
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